Online-Meeting der bundesweiten Lotsennetzwerke: Wesentliche Verabredungen

Als Bundeskoordinator der Lotsen-Netzwerke begrüßte Günter Wittek die Teilnehmer aus den unterschiedlichen Lotsennetzwerken. Gleich am Anfang informierte er darüber, sein Amt als Berliner Koordinator ab September an Daniel Georgi abzugeben – 10 Jahre nach Gründung des LNW Berlin. Das verschafft ihm mehr regelmäßigen Freiraum, bundesweit die einzelnen LNW vor Ort zu besuchen, um sich deren Erfolge, aber auch Sorgen und Nöte anzuhören und gemeinsam Unterstützungsmöglichkeiten zu besprechen.

LNW Mecklenburg-Vorpommern

Burkhardt berichtet davon, dass der jährliche Fachtag für Suchtselbsthilfe in diesem Jahr am 19. September mit immer größerem Zulauf stattfindet. Hoffnung besteht für eine weiteren Finanzierung der Koordinationsstelle. Problem: Der plötzliche Weggang des ehemaligen Koordinators bereitet immer noch große Schwierigkeiten.

LNW Rhein-Main

Jost berichtet von Veränderungen, zunehmend durch junge mehrfachabhängige Hilfesuchende. Bisher lag das Augenmerk des LNW eher auf Alkohol. Die Anbindung an Caritas und Kreuzbund, begleitet durch die Projektkoordinatorin Nora Courtpozanis und dem Engagement der Lotsen, tragen zu einem weiterhin gut funktionierenden Lotsennetzwerk bei. Natürlich finden auch weiterhin regelmäßige Schulungen statt, demnächst auch eine Supervision. Mit zwei Kliniken besteht eine engere Zusammenarbeit, an weiteren Kooperationen wird gearbeitet. 

LNW Thüringen

Frederike berichtete von einem erfolgreichen Fachtag in Erfurt mit dem Thema „Sucht als Flucht“, zudem Lotsen aus vielen Bundesländern angereist waren. Ab Juli hat das LNW eine neue Koordinatorin. Im Fokus ihrer Arbeit steht Finanzierung und Förderung.

LNW Nordbayern

Fabian arbeitet für den Träger FDR, finanziert über die DRV. Das Einzugsgebiet des Netzwerkes bezieht sich derzeit auf den Kreis Nürnberg. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Guttemplern. Aus der ersten Lotsen-Schulung im April kamen sechs ausgebildete Lotsen. Auch im LNW Nordbayern ist das Thema „Wie bekomme ich Zugang zu Hilfesuchenden in Kliniken?“. Dies führte zu einer angeregten Diskussion, wobei Günter Wittek den Rat gab, den Zugang über die Sozialarbeit, notfalls über den Chefarzt der Entgiftung, zu verabreden. Auch würden Kooperationsverträge mit den Kliniken helfen. 

LNW Berlin

Daniel teilte mit, dass im LNW derzeit 29 Lotsen tätig sind, davon 9 Lotsinnen. In diesem Jahr gab es bereits 36 Begleitungen. Ein Lotse und eine Lotsin befinden sich in einer MAE-Stelle über das JC Mitte. Das Lotsennetzwerk hat sieben „Step by Step“ Selbsthilfegruppen bei SEKIS gelistet. Diese finden in den jeweiligen Entgiftungsstationen statt. Am 4. Oktober 2025 findet beim Träger Haus Phönix die erste bundesweite Lotsenschulung statt. Er teilte mit das für die Berliner Lotsen und Lotsinnen ein Ehrenamtsvertrag eingeführt wurde indem auch Urinkontrollen vorgesehen sind. Darüber entstand eine lebhafte Diskussion über Vertrauen und Kontrolle in den Lotsennetzwerken, bei der verschiedene Perspektiven geäußert wurden. Günter hat das Thema mit der Aussage der Entgiftungen „wie stellt ihr sicher das eure Lotsen clean sind“ gerechtfertigt. Der diesjährige Suchtselbsthilfe Fachtag des LNW Berlin findet am 15. September 2025 statt. Einladungen und Flyer werden in Kürze versendet und sind auf der Website Suchthilfelotsen.de abrufbar.

LNW Brandenburg

Griseldis berichtet vom Thema Ballungsräume und Zuordnungen. Ihre Lotsen erhalten Online Weiterbildungen in Zusammenarbeit mit den Salus Kliniken. Bei einem Ehemaligentreffen in der Salus-Klinik konnte sie viele Gespräche mit Klienten und Therapeuten führen. Das Netzwerk verzeichnet 50 Lotsen und Lotsinnen wovon nicht alle aktiv tätig sind. Diese Probleme, und das persönliche Kennenlernen der Losen und Lotsinnen, möchte sie als nächstes in Angriff nehmen. Im Oktober findet die nächste Lotsenschulung in Brandenburg statt.

LNW Schleswig-Holstein

Sanja Marie Hagge konnte sich nicht einloggen. Günter Wittek hat sie nach dem Meeting angerufen und über die wichtigsten Punkte informiert. Sie hat einen Bericht nachgereicht den ich hier einfüge: Von unserer Seite hätte ich berichtet, dass wir sehr viel Zulauf haben. Die diesjährige Erstschulung findet diesen Samstag statt mit 13 Teilnehmenden. Die vorangegangenen Jahre hatten wir so 6-8 Teilnehmende. Daher ist das schon ein großer Gewinn. Auch unsere Begleitungen werden immer mehr und die Zusammenarbeit mit Kliniken und Beratungsstellen wird immer besser. 
Auch die Kooperation mit Hamburg läuft gut. Dort gibt es auch neue angehende Lotsen und Lotsinnen, sodass das Netzwerk dort Stück für Stück größer wird. 

LNW Siegen-Wittgenstein

Nina konnte sich ebenfalls nicht einloggen. Günter Wittek hat auch sie nach dem Meeting angerufen und sie über die wichtigsten Punkte informiert. Hier ihr Bericht über die Arbeit des Netzwerkes: Im zurückliegenden Zeitraum ist die Zahl aktiver Lots*innen im Netzwerk Siegen-Wittgenstein deutlich zurückgegangen. Gründe hierfür liegen unter anderem in der insgesamt niedrigen Nachfrage sowie in der begrenzten Passung zwischen Bedarfslage der Klientinnen und verfügbaren Profilen der Lots*innen. Auffällig ist, dass derzeit keine Lots*innen für Personen mit polytoxikomanem Gebrauch oder mit anderen substanzbezogenen Problemlagen jenseits von Alkohol zur Verfügung stehen. Dies stellt eine Versorgungslücke dar und limitiert das Unterstützungsangebot in einem zentralen Bereich. Die Zahl der Kontaktabbrüche in bestehenden Begleitungen war verhältnismäßig hoch. Dieses Phänomen entspricht jedoch weitgehend der Erfahrungsrealität vergleichbarer Angebote in der Suchthilfe mit komplex belasteten Zielgruppen. Aus fachlicher Perspektive sind Kontaktabbrüche häufig nicht als Scheitern zu werten, sondern spiegeln vielmehr die oft instabile Lebenssituation der begleiteten Personen wider. Während meiner krankheitsbedingten Abwesenheit über einen Zeitraum von nahezu einem Jahr wurde die Koordination des Lotsennetzwerks von einer Kollegin aus dem Sozialpsychiatrischen Dienst übernommen. Die Übergabe ist noch im Prozess, dennoch ist zu beobachten, dass sich die geringe Inanspruchnahme und die hohe Fluktuation innerhalb des Netzwerks auf das Engagement und die Erwartungshaltungen der Ehrenamtlichen auswirken. Eine kontinuierliche fachliche Begleitung sowie die Weiterentwicklung des Konzepts – insbesondere hinsichtlich der Ansprache und Einbindung spezifischer Zielgruppen – erscheinen notwendig, um das Potenzial des Lotsennetzwerks langfristig zu sichern.

LNW Leipzig

Markus ist nach der kurzfristigen technisch bedingten Unterbrechung nicht mehr verbunden worden. Auch hier sein Bericht vom LNW Leipzig: 1) Das LNW hat nochmal Fördermittel durch die BARMER Landesvertretung Sachsen für  2025/26 erhalten, allerdings letztmalig, da nach 8 Jahren eine Projektförderung seitens der Krankenkasse endgültig ausläuft. 2) Ich habe meine Lotsen (mit mir 13 Aktive) verjüngt und den neuen Konsumgewohnheiten angepasst (Drogen/Multi…). Problematisch ist bei Einzellotsungen die vermehrt psychosomatische Komponente der sucherkrankten Betroffenen. Da sind auch die Lotsen teilweise „überfordert“. Dies zeigt sich auch in den zurückgehenden „Erfolgsquoten“ im letzten Jahr. In diesem Jahr hatten/haben wir bisher lediglich 4 Einzellotsungen. 3) Was gut läuft, sind die Moderationen/Co-Moderationen in den hier in der SBB integrierten Motivationsgruppen 1-3. Außerdem die monatliche Vorstellung der Selbsthilfe bei den Klienten der Soteria-Sucht-Klinik Leipzig. Weiterhin sind Lotsen im Präventionsprojekt „Wandelhalle“ für Schüler und Azubis aktiv. (siehe hierzu auch Jahresbericht 2024) 4) Was läuft nicht. Gemeinsam mit der BARMER haben wir uns ja auf die Fahnen geschrieben, ggf. engagierte Interessenten für den Aufbau neuer LNW in Sachsen zu gewinnen. Nach Kontaktaufnahme mit der KISS Dresden und dem Gesundheitsamt Dresden und einer Videokonferenz gemeinsam mit der BARMER Anfang des Jahres haben wir einen Info-Brief aufgesetzt und über die KISS Dresden in den Selbsthilfeeinrichtungen bekannt gemacht. Wir wollten unser Projekt LNW Leipzig vorstellen und ggf. beim Aufbau weiterer LNW unterstützen. Du wirst es nicht glauben, aber es gab keinerlei (!!!) Feedback/Interesse daran. Das ist schon traurig… Ich werde das in der zweiten Jahreshälfte nochmal in Chemnitz probieren, habe aber auch da wenig Hoffnung. Es ist insgesamt gesehen schon sehr schwierig, Betroffene zu motivieren, sich über ihre eigene SHG hinaus zu engagieren.

Die-Suchthilfestiftung.de

Ralph-Dieter Wilk berichtet vom Stand der Website suchthilfelotsen.de und dem Newsletter Lotsen-Aktuell, die als Plattform zum Kennenlernen, Informationsaustausch und Vernetzung von ehrenamtlichen Suchthilfelotsen ins Leben gerufen wurde. Darüber hinaus sollen hierüber neue Lotsen für die LNW geworben werden, aber auch Transparenz der Tätigkeit der bundesweiten Suchthilfelotsen gegenüber Kostenträgern hergestellt werden. Günter Wittek hat dankenswerterweise die Funktion des Chefredakteurs übernommen. Er bittet darum, Termine, Nachrichten und Berichte und vor allem Aktuelles an ihn zu senden und den Kontakt zu halten – und nicht zu vergessen, sich beim Newsletter anzumelden.

Abschließend

wurde ein neuer Online-Termin am 27. Oktober 2025 um 10.00 Uhr vereinbart. Ein Präsenztreffen wurde diskutiert; alle haben zugesagt, sich bis zum nächsten Treffen darüber Gedanken zu machen. 

Günter Wittek
Bundeskoordinator Lotsennetzwerke